Zum 1. August haben die deutschen Nachrichtenagenturen die im November 1995 von der Kultusministerkonferenz für den Schulgebrauch beschlossene Neuregelung der deutschen Rechtschreibung für ihre Dienste übernommen. Dem schlossen sich Tages- und Wochenzeitungen sowie andere Abnehmer dieser Dienste an. Was bis dato in der Praxis fast nur Schüler, Lehrer und Eltern beschäftigte, macht die Umstellung der Printmedien jetzt im Alltag augenfällig: Bis auf weiteres werden im deutschen Sprachraum zwei Rechtschreibregelungen miteinander koexistieren, "Altschreiber" und "Neuschreiber", wie es in dem einschlägigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Juli 1998 heißt (Az. 1 BvR 1640/97). Vordergründig war über die - eigentlich schon zurückgenommene - Verfassungsbeschwerde eines Elternpaars aus Schleswig-Holstein zu entscheiden. Statt durch Karlsruhe wurde die Einführung der neuen Regeln in den Schulunterricht dort dann bekanntlich per Bürgervotum gestoppt. Aus gegebenem Anlaß mentieren wir Auszüge aus dem Karlsruher Spruch, in dessen Gefolge sich unter anderen die seinerzeit noch abwartenden Nachrichtenagenturen zur Übernahme der Neuregelung entschlossen. In welchem Ausmaß und inwieweit Buch- und Zeitschriftenverlage das auch tun werden, bleibt offen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.