Ausgabe Februar 2000

In der Globalisierungsfalle?

Die Zukunft der industriellen Beziehungen in Deutschland

Theodor Eschenburgs Frage nach der "Herrschaft der Verbände?" (1956) steht beispielhaft für die in den 50er Jahren verbreitete Furcht, egoistische Interessenorganisationen könnten den demokratischen Willensbildungsprozeß der jungen Bonner Republik zur Bedienung ihrer Partikularinteressen mißbrauchen und verfälschen. Daß die Verbände dagegen in einem überraschenden Maß - und entgegen ihrer egoistischen Handlungslogik - zur konstruktiven Mitarbeit im politischen Prozeß befähigt waren, zeigte sich erst mit der Konzertierten Aktion (1967). Mit ihr begann die Blütezeit des Korporatismus in Deutschland und des deutschen Verbändestaates. Die unbestrittene Monopolstellung der Tarifpartner, ihre beständig hohen Organisationsgrade, verbunden mit interner Homogenität und einer auf Konsens und Stabilität bedachten Ausgestaltung der Arbeitsbeziehungen, eröffnete den Verbänden über Jahrzehnte ein exklusives Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht. Die korporatistische Verhandlungsharmonie hatte allerdings nur so lange Bestand, wie die Verpflichtungsfähigkeit der Verbände ungebrochen und ihr Alleinvertretungsanspruch von seiten der Mitglieder mit Geschlossenheit und Loyalität untermauert war.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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