Ausgabe Februar 2000

In der Globalisierungsfalle?

Die Zukunft der industriellen Beziehungen in Deutschland

Theodor Eschenburgs Frage nach der "Herrschaft der Verbände?" (1956) steht beispielhaft für die in den 50er Jahren verbreitete Furcht, egoistische Interessenorganisationen könnten den demokratischen Willensbildungsprozeß der jungen Bonner Republik zur Bedienung ihrer Partikularinteressen mißbrauchen und verfälschen. Daß die Verbände dagegen in einem überraschenden Maß - und entgegen ihrer egoistischen Handlungslogik - zur konstruktiven Mitarbeit im politischen Prozeß befähigt waren, zeigte sich erst mit der Konzertierten Aktion (1967). Mit ihr begann die Blütezeit des Korporatismus in Deutschland und des deutschen Verbändestaates. Die unbestrittene Monopolstellung der Tarifpartner, ihre beständig hohen Organisationsgrade, verbunden mit interner Homogenität und einer auf Konsens und Stabilität bedachten Ausgestaltung der Arbeitsbeziehungen, eröffnete den Verbänden über Jahrzehnte ein exklusives Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht. Die korporatistische Verhandlungsharmonie hatte allerdings nur so lange Bestand, wie die Verpflichtungsfähigkeit der Verbände ungebrochen und ihr Alleinvertretungsanspruch von seiten der Mitglieder mit Geschlossenheit und Loyalität untermauert war.

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