Die Nation kann aufatmen. Die Medien verkündeten den Durchbruch. Am 9. Januar gelang es dem Bundeskanzler, die Tarifparteien auf ein gemeinsames Papier einzuschwören. Das Bündnis für Arbeit, gestern noch vom Scheitern bedroht, wird fortgesetzt. Sicher ein Erfolg für alle, die den Spielraum möglicher Konsenssuche noch nicht ausgelotet sehen. Doch wer nach Inhalten sucht, wer also das Kommuniqué danach befragt, welche konkreten Schritte nun zur wirksamen Überwindung der Arbeitslosigkeit verabredet sind, bleibt auch nach mehrmaliger Lektüre ohne Antwort. Prompt zeigte sich zwei Tage später, dass hinter dem Formelkompromiss die alten Gegensatze unverändert aufeinander stoßen. Hatte es doch die IG Metall gewagt, die Aussagen über "ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben" beim Wort zu nehmen und in eine Tarifempfehlung einzubauen, die sich mit 5,5% Gesamtvolumen angesichts der wirtschaftlichen Lage noch bescheiden ausnimmt. Die empörte Reaktion der Arbeitgeber belegt, dass sie sich umgekehrt vom gleichen Dokument in ihrem Verlangen nach "moderater", den Verteilungsspielraum nicht ausschöpfende Tarifpolitik bestätigt fühlen. Was vom gepriesenen "Durchbruch" bleibt, ist die Erkenntnis, dass wieder einmal die Inszenierung fürs Ereignis genommen wurde - übrigens kein Beweis für die Kompetenz der Medien.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.