Ausgabe Februar 2000

MännerMachtMilitär

Den Streit um das Thema "Frauen in der Bundeswehr" gibt es so lange wie die Bundesrepublik selbst. Es ist kein Zufall, daß nun - vor dem Hintergrund einer erweiterten Bundesrepublik und der vertieften europäischen Einigung - die Auseinandersetzung via Europäischem Gerichtshof in eine neue Runde geht. Jetzt werden drei Schlachten auf einmal geschlagen: eine von gestern über die geschlechtlichen Rollenbilder, eine von heute über die Effizienz und Modernität der Bundeswehr, eine von morgen über die zukünftige Sicherheitspolitik. Angeblich geht es wieder einmal um die "Gleichberechtigung der Frau". Von dieser, alles beherrschenden Argumentationsfigur war die Debatte noch jedesmal geprägt. Sie richtet sich nicht nur, wie nun wieder zu lesen ist, gegen Intentionen des Grundgesetzes, welches in Auseinandersetzung mit dem Erbe der Nazizeit zwar eine Neuauflage der "Blitzmädel" verhindern sollte, zugleich aber den Mutterkult fortschrieb.

Nein die Formel ließ sich auch, das lehrt der Blick zurück, gegen jegliche Widerstände, die der Einbeziehung von Frauen in die Bundeswehr entgegenstanden, in Position bringen: gegen den Abrüstungswillen in der Öffentlichkeit insbesondere seit Beginn der Ostpolitik, gegen die spätere Friedensbewegung und namentlich gegen eine dezidiert antimilitaristische Frauenfriedensbewegung.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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