Ausgabe Juli 2000

Big Brother, die zweite

Wie in den "Blättern" 4/00 nachzulesen, hatte ich geglaubt, dem neuen Sendeformat eine gewisse Faszination bescheinigen zu können. Abgesehen von allen Einschränkungen angesichts eines Veranstalters, der ausschließlich auf die Einschaltquote blickt, könnte das Ganze, so schien es, eine "authentische Färbung" haben. Doch das war offenbar nicht intendiert: Je weiter sich "Big Brother" scheinbar aus sich selbst heraus entwickelte, um so deutlicher wurden die Eingriffe durch eine Regie, die das Geschehen auf mehreren Ebenen lenkte: Die "Doku Soap" hatte sehr wohl einen Regisseur, der, vermutlich vermittelt durch den "Psychologen", der die Containerbewohner regelmäßig "betreute", massiv intervenierte.

Als Wendepunkt ist wohl der Moment zu bezeichnen, an dem die dralle Sabrina ins Spiel gebracht wurde. Ihr Eintritt in die Gruppe sollte wohl etwas Sex ins Geschehen bringen, was aber an der unerschütterlichen Keuschheit von Jürgen scheiterte. Wichtiger noch war wohl für die Macher, daß sie die gruppendynamischen Prozesse wie eine Dampfwalze plattmachte.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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