Eine Einführung zum Thema NS-Zwangsarbeit
Die Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Deutschland war der größte Fall der massenhaften, zwangsweisen Verwendung von ausländischen Arbeitskräften in der Geschichte seit dem Ende der Sklaverei, wie Ulrich Herbert, der Pionier der historischen Forschung zur NS-Zwangsarbeit, formulierte. 1) Zwangsarbeiter stellten im Spätsommer 1944 in Deutschland etwa ein Viertel aller in der gesamten Wirtschaft beschäftigten Arbeitskräfte. Insgesamt mindestens 10 Millionen Menschen waren als ausländische Zwangsarbeiter aus 18 Ländern in Deutschland eingesetzt. In jeder Stadt lassen sich zahlreiche Zwangsarbeiterlager nachweisen, die als Baracken unmittelbar auf den Zechen- und Industriegeländen oder in Sälen ehemaliger Gaststätten und Schulen errichtet wurden. Man unterscheidet vier Gruppen von Zwangsarbeitern: 1. Ausländische Zivilisten, die die überwältigende Mehrheit der Zwangsarbeiter stellten. 2. Ausländische Kriegsgefangene, vor allem Polen, Russen und Franzosen. 3. KZ- und Polizeihäftlinge, zu denen auch Insassen von Arbeitserziehungslagern gehörten, die ich im Rahmen meiner Promotion erforscht habe. 4. Europäische Juden, die vor ihrer Deportation in die östlichen Ghettos und Vernichtungslager Zwangsarbeit im Reich leisten mußten und seit 1944 wieder als KZ-Häftlinge in Deutschland arbeiteten.