Ausgabe Februar 2001

Afrika in Schubladen

Afrika ist an den Rand des weltpolitischen Interesses gerückt. Nach dem formalen Ende der Apartheid lassen sich die Skandale leichter verdrängen. Stellvertreterkriege sind von kaum durchschaubaren Kämpfen diverser Kriegsherren um Diamantenfelder abgelöst worden. In dieser Situation versucht ein "Memorandum zur Neubegründung der deutschen Afrikapolitik" eine zweifellos überfällige Debatte zu initiieren. Die sechs Verfasser, die Wert darauf legen, in dem Papier ausschließlich ihre persönliche Meinung wiederzugeben, sind alle an etablierten Institutionen mit der Wissensproduktion zu Afrika beschäftigt. 1) Die positionelle Verortung der Autoren sowie deren erklärte Absicht, politikberatende Wirkung zu erzielen, lassen allerdings vermuten, dass das ohnehin breit gestreute Memorandum im Adressatenkreis nicht unbemerkt bleiben wird.

Erste Reaktionen liegen bereits vor. So widmeten die in einschlägigen Kreisen verbreiteten "entwicklungspolitischen informationen" (12/2000) dem Memorandum eine mit dem Untertitel "Experten schlagen Alarm" versehene ausführliche Zusammenfassung. Einen Überblick zu Kernthesen der Denkschrift präsentierte dessen Mitverfasser Robert Kappel in "E+Z" (12/2000).

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

»Deutsch-Südwest« unter Merz: Zurück zur Schuldabwehr?

von Henning Melber

Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee.