Ausgabe Januar 2001

NATO passé?

Londons Boulevardpresse und die europafeindlichen Konservativen lassen am Projekt einer neuen Armee im Dienste eines europäischen "Superstaates" kein gutes Haar. Diese würde die NATO zerstören und zur Abkehr der USA vom alten Kontinent führen. Dabei ist gerade Großbritannien mitverantwortlich für diese "Armee", hat es doch unzweideutig auf die Schaffung einer multinationalen Streitmacht hingearbeitet, die sich der NATO nicht unterordnet. Nun haben 13 europäische Länder sich verpflichtet, bis zu 200 000 Soldaten, 350 Flugzeuge und 100 Marineeinheiten bereitzustellen.

Es wird sich aber nicht um stehende Streitkräfte handeln. Auf Befehl der Europäischen Union könnte ein ständiger Stab von 100 Offizieren in Brüssel innerhalb von 60 Tagen eine dem Einsatzzweck angemessene Streitmacht von bis zu 60 000 Soldaten mit Luft- und Seeunterstützung bereitstellen. Sie würde zusammengestellt aus für diesen Zweck reservierten Einheiten, die zusammen ausgebildet wurden und erfahren im gemeinsamen Einsatz sind. Die geplante Truppe soll mit der NATO zusammenarbeiten und Zugriff auf bestimmte Ressourcen der Allianz erhalten. Die Gesamtzahl der verfügbaren Einheiten würde es gestatten, per Rotation ständig bis zu 60 000 Männer und Frauen im Einsatz zu halten.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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