Ausgabe Juli 2001

Wir können nicht darauf warten, daß sich das von selbst regelt.

Die CDU und die soziale Frage Blätter-Gespräch mit Heiner Geißler

"Blätter": Herr Geißler, kürzlich träumten Sie davon, ein Revolutionär zu sein und die Welt zu verändern. Was wäre anders in der Welt nach Ihrer Revolution?

Heiner Geißler: Natürlich wäre sie die heilste aller heilen Welten. Eine Utopie, an der schon alle Weltverbesserer gescheitert sind. Ganz zentral wäre die Durchsetzung der Unantastbarkeit der Menschenwürde, und zwar für wirklich jedermann überall auf der Erde, unabhängig davon, ob jemand Weißer oder Schwarzer ist, Christ oder Jude - für Frauen im Islam genauso wie für die Muslime hier in Deutschland, die ein Minarett an ihrer Moschee hochziehen wollen und nicht dürfen. Und auch unabhängig davon, ob jemand krank oder gesund ist, behindert oder voll leistungsfähig, alt oder jung, geboren oder ungeboren. Das müßte Gegenstand oder Ergebnis einer solchen Revolution sein, was übrigens zeigt, daß es gar nicht so illusionär ist, denn genau das muß in Deutschland möglich sein. Das führt uns schnell auf die konkrete Politik, nämlich wie wir die Exzesse des modernen globalen Kapitalismus einschränken oder besser noch beseitigen können durch die Installierung einer internationalen, einer globalen sozialen Marktwirtschaft.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.