Schwierigkeiten bei der Gestaltung des gentechnischen Fortschritts
Wer erst im letzten Jahr begonnen hat, Zeitung zu lesen und fernzusehen, musste den Eindruck gewinnen, etwas völlig Neues habe die gesellschaftliche Arena betreten. Eine bahnbrechende Entwicklung der Wissenschaft, die Entzifferung des menschlichen Genoms, habe soeben stattgefunden und nun versuchten die Medien tapfer, einer erstaunten Laien-Öffentlichkeit zunächst zu erklären, worum es sich dabei handelt, um schließlich die daraus entstehenden politischen Anforderungen zu vermitteln. Zwar sind der Wissenschaft in den letzten Jahren tatsächlich bahnbrechende neue Entdeckungen gelungen, neu jedoch ist das Thema „Genetik und ihre gesellschaftlichen Folgen“ deshalb mitnichten. Lebhafte Diskussionen gab es bereits in den 80er und 90er Jahren, aber lange nicht einen derartigen drive in der Berichterstattung, wie er gegenwärtig der wissenschaftlichen Entwicklung widerfährt. Nicht jeder Durchbruch in der Grundlagenforschung – wie es die Entzifferung des menschlichen Genoms ist – findet seinen Weg von den Wissenschaftsseiten auf das Titelblatt (oder gar ins Feuilleton) der Zeitungen. Dass die Biowissenschaft einen solchen Schub an öffentlicher Wahrnehmung erfuhr, dazu mussten weitere Faktoren hinzukommen.