Ein Montenegriner und ein Serbe holten zusammen einen Goldfisch aus dem Meer, der sogleich seine körperliche Unversehrtheit gegen die Erfüllung von drei Wünschen eintauschen wollte. Während sich der kleinstaatlerisch gesinnte Montenegriner die völkerrechtliche Anerkennung für sein Land sowie den Bau einer chinesischen Mauer an den Grenzen zum serbischen Brudervolk wünschte, erkundigte der Serbe sich erst einmal nach der Machbarkeit dieser zwei Projekte. Als der Fisch versicherte, er könne auch die ausgefallensten Wünsche verwirklichen und der Montenegriner dürfe voller Zuversicht in die eigenstaatliche Zukunft schauen, da verlangte der sichtlich zufriedene Serbe nur noch ein kleines Bier. Diese und ähnliche politische Sottisen aus Belgrad widerspiegeln die dort verbreitete Einstellung gegenüber dem offenbar nie enden wollenden Gezerre um die Selbständigkeit der adriatischen Zwergrepublik. Die Parlamentswahlen am 22. April haben eher für weitere Verlegenheit gesorgt, da Präsident Milo Djukanovic lediglich einen Pyrrhussieg erzielte. Seine Koalition mit dem beflügelnden Namen „Der Sieg gehört Montenegro“ gewann 36 von 77 Sitzen im Parlament, während der Hauptgegner – eine Koalition mit dem nicht minder enthusiasmierenden Namen „Gemeinsam für Jugoslawien“ 33 Mandate verbuchte – weit mehr als erwartet, aber zu wenig, um eine wirkliche Wende herbeizuführen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.