Der falsche Friede des George W. Bush
Auch Amerikaner stehen, anders als es vielen im Ausland erscheint, im Bann ihrer Geschichte. Wie anders soll man die anhaltende politische Sonderrolle jener Staaten erklären, die bis zur Niederlage im Bürgerkrieg die Konföderation bildeten? Staaten, in denen die Aufhebung der Rassentrennung noch hundert Jahre danach von der Bundesregierung zwangsweise durchgesetzt werden mußte. Die unter allen ethnischen Gruppen verbreitete Überzeugung, das Leben in "den Staaten" sei der Existenz in anderen Ländern, aus denen die meisten Amerikaner ursprünglich stammen, unermeßlich überlegen, entspringt gleichfalls dem historischen Gedächtnis. Ebenso prägt die Erinnerung an den Triumph im Kalten Krieg den Glauben unserer Elite, die Vereinigten Staaten hätten die Pflicht und das Recht, die Welt zu führen - ein Glaube, den die Öffentlichkeit teilt, wenn auch vielleicht in weniger schwülstiger Form. Als Zeitenwende - Novus ordo seclorum - feiert das Staatssiegel (und jeder One-Dollar-Schein) das Jahr 1776.
Dieser Gründungsmythos der Nation formt das Gedächtnis, ja er vermischt sich mit diesem, um im öffentlichen Leben Amerikas den Unterschied zwischen Mythos und Erinnerung zu verwischen.