Ausgabe Oktober 2001

Krieg oder Weltpolizeiaktion

Sibylle Tönnies schrieb die Überlegungen, die wir nachstehend zur Diskussion stellen (vgl. auch ihren Beitrag "Weltfrieden und Völkerrecht" in den Juli-"Blättern "), unmittelbar nach den furchtbaren Anschlägen auf das World Trade Center in New York und das Washingtoner Pentagon nieder. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Oktoberausgabe der "Blätter" bereits in der Produktion. Außer dem Aufmacher des Artikelteils konnten wir noch die festen Rubriken "William Pfaffs Kolumne" und "Medienkritik" austauschen sowie die Erklärung des NATO-Rats über den "Bündnisfall" dokumentieren. Die Tiefe des politischen Einschnitts, den der 11. September 2001 markiert, wird in den folgenden Ausgaben zu analysieren sein. D. Red.

Ist Krieg? fragt man sich heute morgen, am 13. September 2001. Gestern wurde der Verteidigungsfall ausgerufen. Also ist Krieg! Komisch. Wir stehen im Krieg und wissen nicht, gegen wen. Es handele sich um einen "Feldzug gegen den internationalen Terrorismus", heißt es. Wenn das Wort Feldzug auch militärischen Charakter hat, so spricht dieser Satz doch eher dafür, dass wir uns nicht in einem Krieg, sondern in einer riesengroßen Weltpolizeiaktion befinden. Der Unterschied ist das Thema dieser Überlegungen. Es geht um die Polarität zwischen dem Militärischen und dem Polizeilichen.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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