Der 23. Juli 2001 markiert einen Einschnitt in der kurzen Geschichte der indonesischen Demokratie, an diesem Tag stürzte die Volksversammlung Präsident Abdurahman Wahid nach nur 19 Monaten im Amt und wählte die Vizepräsidentin Megawati Sukamoputri zum neuen Staatsoberhaupt. Wahid - der noch wenige Tage zuvor mit der Auflösung der Volksversammlung und der Ausrufung des Staatsnotstandes gedroht hatte - verließ widerstrebend den Präsidentenpalast und kurz darauf auch Indonesien - in die Vereinigten Staaten, wo er sich medizinischen Untersuchungen unterzog. Woran scheiterte Wahid, von seinen Anhängern Gus Dur ("großer Bruder") genannt, im höchsten Staatsamt, und wofür steht seine Nachfolgerin? Im Ausland wurde der Machtwechsel in Indonesien einhellig begrüßt - an den Finanzmärkten stieg der Kurs der Landeswährung: ein Dollar kostete 9900 statt 11300 Rupien - Ausdruck des Vertrauens der Wirtschaft in die neue Präsidentin. Wie aber steht es um die Reform von Staat und Gesellschaft in einem Land, das seit seiner Unabhängigkeit von den Niederlanden nur kurze Perioden demokratischer Herrschaft erlebt hat? Der Demokratisierungsprozess scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein.
Die Krisensignale mehren sich in dem südostasiatischen Inselreich, dessen Dimensionen auf Europa übertragen von London bis Bagdad reichen würden.