Präsident Eduard Schewardnadse zeigte sich zufrieden, als die USA ihre Pläne bekannt gaben, bis zu 200 Militärexperten nach Georgien zu schicken, um das Land, so die offizielle Begründung, bei der Bekämpfung des Terrorismus zu unterstützen. "Wir haben darauf acht Jahre hingearbeitet", verriet er der Presse. In der Tat bemüht sich die georgische Regierung seit einigen Jahren um eine institutionelle Einbindung in das westliche Lager. Öffentlich hat Schewardnadse in der Vergangenheit mehrfach erklärt, er wolle Georgien bis 2005 in die NATO führen. Dieser Wunsch erscheint zwar unrealistisch, ist aber verständlich. Seit die Kaukasusrepublik sich im Dezember 1991 von der Sowjetunion losgesagt hat, ist Moskau darum bemüht, den südlichen Nachbarn nicht aus seiner Einflusssphäre zu entlassen. Im Bürgerkrieg nach dem Abfall der Republik Abchasien 1993 unterstützte die russische Armee die Rebellen mit Waffen. Auch die Süd-Osseten, die den Anschluss an Russland suchen, genießen die Sympathien Moskaus. Immer wieder fand man dort Gründe, den Abzug der russischen Truppen, die nach der Unabhängigkeit Georgiens auf fremden Territorium standen, hinauszuzögern. Im letzten Jahr führte die Putin-Regierung eine Visumspflicht für Georgier ein, nahm aber die Süd-Osseten und die Abchasen von dieser Regelung aus.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.