Zur Debatte um Kagan
Amerika zimmert an einer neuen Weltordnung, und den Europäern läuft es kalt über den Rücken. Auf den Meinungsseiten der US-Medien und in den Think Tanks zirkulieren Visionen einer weltumspannenden Pax Americana, wie diejenige von Robert Kagan (nachzulesen in den Oktober-„Blättern“) oder von Ronald D. Asmus und Kenneth M. Pollack (im vorliegenden Heft). Und am 20. September dieses Jahres präsentierte die Bush-Administration mit der Nationalen Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten von Amerika1 (NSS 2002) offiziell ihre Vorstellung von einer neuen amerikanischen Welt- Ordnungspolitik.
Gemeinsam ist all diesen Texten und Visionen das Selbstbewusstsein überlegener Machtfülle und zumeist auch ein gewisser imperialer Duktus: Amerika, in Augenhöhe mit dem Römischen Reich. Grenzenloses Selbstvertrauen, aber zugleich ein tief sitzendes Gefühl der Verunsicherung bestimmen heute die außenpolitische Diskussion in Amerika. In Europa dagegen beherrschen Selbsttäuschung und Kleinmut die Szene.