Ende Juli verlängerte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das UN-Mandat für die Westsahara um weitere sechs Monate bis zum 31. Januar 2003. Bis dahin soll der Sondergesandte für die Region, der frühere US-Außenminister James Baker, einen neuen Vorschlag zur Lösung des Konflikts um den Status des 1975 von Marokko besetzten Territoriums ausarbeiten. Seit dem Waffenstillstand 1991 hatte die UNO versucht, ein Referendum über die Selbstbestimmung abzuhalten, das aber am hinhaltenden Widerstand aus Rabat scheiterte. Angesichts dessen schlug im Juni 2001 UN-Generalsekretär Kofi Annan als Kompromiss einen Autonomiestatus für die Westsahara innerhalb Marokkos vor. Dieser wird von der Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario und ihren Unterstützern in westlichen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) abgelehnt. Abdeslam Maghraoui, Lecturer an der Princeton University, hält dagegen: Die Ansprüche Marokkos auf die Westsahara seien historisch begründet, die NGOs hätten sich für die Demokratisierung Marokkos statt für die Unabhängigkeit der Westsahara einsetzen sollen – ein Beitrag über die Legitimationsprobleme staatlicher Grenzziehungen im postkolonialen Afrika. – D. Red.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.