Ende Juli verlängerte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das UN-Mandat für die Westsahara um weitere sechs Monate bis zum 31. Januar 2003. Bis dahin soll der Sondergesandte für die Region, der frühere US-Außenminister James Baker, einen neuen Vorschlag zur Lösung des Konflikts um den Status des 1975 von Marokko besetzten Territoriums ausarbeiten. Seit dem Waffenstillstand 1991 hatte die UNO versucht, ein Referendum über die Selbstbestimmung abzuhalten, das aber am hinhaltenden Widerstand aus Rabat scheiterte. Angesichts dessen schlug im Juni 2001 UN-Generalsekretär Kofi Annan als Kompromiss einen Autonomiestatus für die Westsahara innerhalb Marokkos vor. Dieser wird von der Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario und ihren Unterstützern in westlichen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) abgelehnt. Abdeslam Maghraoui, Lecturer an der Princeton University, hält dagegen: Die Ansprüche Marokkos auf die Westsahara seien historisch begründet, die NGOs hätten sich für die Demokratisierung Marokkos statt für die Unabhängigkeit der Westsahara einsetzen sollen – ein Beitrag über die Legitimationsprobleme staatlicher Grenzziehungen im postkolonialen Afrika. – D. Red.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.