Was genau Tony Blair sich von seinen jüngsten Weltreisen verspricht, ist schwer zu bestimmen. Seit dem 11. September geht der britische Premier immer wieder auf Tour, um George Bushs Krieg gegen den Terrorismus und seine Vermittlungsbemühungen im aktuellen indisch-pakistanischen Konflikt zu unterstützen. Blairs Sechstagetrip auf den indischen Subkontinent im Januar war seine sechste Auslandsreise seit September. Er besuchte den Nahen Osten, Afghanistan, jetzt Indien und Pakistan, und eine Afrikatour befindet sich in Planung. Daß er Vizechef der von den Vereinigten Staaten geschaffenen Anti-Terror-Allianz werden könne, kann Blair nicht wirklich erwarten, auch wenn einige Kritiker zuhause ihm diese Ambition unterstellen.
Doch dürfte er Washington gut genug kennen, um zu wissen, daß man ihn zwar als Helfer und Cheerleader willkommen heißt, es aber am Tisch der Führung keinen freien Platz gibt. Präsident Bush verläßt sich bei der Ausübung seines Amtes auf den Rat des Vizepräsidenten, des Außen- und des Verteidigungsministers sowie einiger anderer Amerikaner. Nähme er einen ausländischen Politiker in den inneren Führungszirkel auf, würde er sich parteiübergreifender Kritik aus dem Kongreß aussetzen. In Kontinentaleuropa denken manche, daß der Brite ein Doppelspiel treibt.