Ausgabe Januar 2002

Zivilmacht im Westen

Was immer Gerhard Schröder im Sinn gehabt haben mag, als er Rot-Grün den Stahlhelm aufpreßte – es dient weder der Solidarität mit den Opfern des 11. September noch der Westbindung der Bundesrepublik. Die Erschütterung über das Schicksal der Menschen in den Twin Towers und in den mißbrauchten Verkehrsmitteln wird ebenso wie die Angst vor neuen Anschlägen allenthalben instrumentalisiert.

Was immer Gerhard Schröder im Sinn gehabt haben mag, als er Rot-Grün den Stahlhelm aufpreßte – es dient weder der Solidarität mit den Opfern des 11. September noch der Westbindung der Bundesrepublik.

Die Erschütterung über das Schicksal der Menschen in den Twin Towers und in den mißbrauchten Verkehrsmitteln wird ebenso wie die Angst vor neuen Anschlägen allenthalben instrumentalisiert. Daß von Blair bis Berlusconi jeder europäische Regierungschef sich vordrängte und, als habe es eine EU nie gegeben, zuallererst seinen nationalen Platz in der internationalen Hackordnung durch militärische Aufgebote zu verbessern suchte, war peinlich genug.

Besonders schäbig wirkt die Schröder- Variante: Vollmundige Erklärung „uneingeschränkter Solidarität“ mit der Folge nicht enden wollender Wortklaubereien, was dies beinhalte und was nicht.

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