Die Parole "Der Aufschwung kommt" hat in Deutschland schon manche Wahl entschieden. In den kommenden Wochen wird es einen erheblichen Einfluss auf das Klima vor der Bundestagswahl haben, ob die aktuellen Konjunkturindikatoren deutlich nach oben weisen oder die Wirtschaftslage gedrückt bleibt. Was den Arbeitsmarkt betrifft, ist weiterhin auf das "Prinzip Hoffnung" zu verweisen bekanntlich schlägt auch eine deutliche konjunkturelle Besserung nur mit Zeitverzögerung auf die Beschäftigung durch. Da ist es Balsam auf die rot-grünen Regierungsseelen, wenn die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihr Gemeinschaftsgutachten vom April 2002 mit dem Satz "Die Weltwirtschaft steht vor einem Aufschwung" einleiten. Allerdings lässt das Wörtchen "vor" breiten Interpretationsspielraum - denn für die Wahlkämpfer spielen schon wenige Monate eine große Rolle. Derzeit deuten in der Tat einige Signale darauf hin, dass die Ende 2000 ausgebrochene weltweite Rezession im Jahresverlauf 2002 in eine ebenso weltweite Konjunkturbelebung übergehen wird. Allerdings zeigen sich zur Jahresmitte die "Konjunkturschwalben" nur sehr vereinzelt. Vom Beginn eines nachhaltigen Aufschwungs kann derzeit noch nicht die Rede sein.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.