Ausgabe Juli 2002

Kolumbien: Politik der harten Hand

Die Zeichen stehen wieder auf Krieg: Nur wenige Tage nach den kolumbianischen Präsidentschaftswahlen erklärte der scheidende Präsident Andrés Pastrana die Friedensverhandlungen auch mit der zweitgrößten Guerilla des Landes, der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), für gescheitert. Die ELN hatten im Gegenzug für eine sechsmonatige Unterbrechung der Kämpfe 40 Mio. Dollar Unterhalt für ihre Truppen gefordert. Kurz darauf machte sie ein Erdölcamp der amerikanischen Gesellschaft Occidental dem Erdboden gleich, sprengte zwei Brücken und versuchte, einen Hauptmann der kolumbianischen Armee zu entführen.

Dabei waren Pastrana ebenso wie sein Nachfolger Álvaro Uribe Vélez mit dem Versprechen angetreten, den Bürgerkrieg Kolumbiens zu beenden. Pastrana setzte im Wahlkampf 1998 auf den jetzt gescheiterten Friedensprozess, sein Ende Mai diesen Jahres mit 53% der Stimmen gewählter Nachfolger Uribe dagegen erfolgreich auf die Proklamation einer Politik der "harten Hand". Zu groß ist die Enttäuschung über das Ausbleiben von spürbaren Erfolgen des Friedensprozesses, zu umfassend die Krise von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.

Ecuador: Mit Mini-Trump zum Mafiastaat?

von Frank Braßel

Der klare Sieg von Daniel Noboa bei der ecuadorianischen Präsidentschaftswahl am 13. April war eine Überraschung: Mit knapp 56 Prozent der Stimmen landete der amtierende Präsident in der Stichwahl deutlich vor seiner Konkurrentin von der Partei des ehemaligen linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa.

Sheinbaum versus Trump: Glücksfall für Mexiko?

von Anne Haas

Ist es ein gutes Zeichen, heutzutage von US-Präsident Donald Trump gelobt zu werden? Diesen „Ritterschlag“ erhielten bisher nur männliche Rechtspopulisten wie Javier Milei, Nayib Bukele oder Jair Bolsonaro. Dass nun der als links geltenden mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum diese Ehre gleich mehrmals zuteilwurde, hat auch die internationale Presse bewegt.