Ausgabe Mai 2002

Amerika und die Welt: Die Twin Towers als Metapher

I. America the Beautiful

O beautiful for patriot dream / That sees beyond the years / Thine alabaster cities gleam / Undimmed by human tears! / America! America! / God shed his grace on thee / And crown thy good with brotherhood / From sea to shining sea! 1)

Es dürfte kaum einen amerikanischen Präsidenten geben, der nicht irgendwann erklärte, die Vereinigten Staaten seien das großartigste Land der Welt. Ich weiß nicht, ob unsere allgegenwärtigen Meinungsforscher die Frage jemals direkt gestellt haben, vermute aber, ein enormer Anteil der US-Bevölkerung würde diesem Urteil beipflichten. Wie mag so etwas in den Ohren anderer klingen? Und nicht allein in armen Ländern, deren Kulturen sich von der unsrigen wesentlich unterscheiden: Wie mag es auf unsere Freunde und Verbündeten wirken - auf die Kanadier, die Engländer und natürlich die Franzosen? Ob Tony Blair die Vereinigten Staaten wohl für das großartigste Land der Welt hält, großartiger als sein eigenes? Würde er es wagen, so etwas zu denken? Sieht Papst Paul II. die Dinge so? Gibt es, außer den Amerikanern und denen, die gerne in die USA einwandern würden, überhaupt irgend jemanden, der so denkt?

Das Phänomen des Nationalismus findet sich natürlich nicht allein unter Amerikanern.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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