Dieser Oktober wird heiß. All die Widersprüche, die schon den deutschen Wahlkampf durcheinander gewirbelt haben, müssen jetzt unter weiter verschärftem Realitätsdruck bearbeitet werden. Kampagnenbedingte Simplifizierungen gehören schleunigst entsorgt, "Kollateralschäden" (der immerhin dabei herausgesprungenen Klarund Wahrheiten) müssen repariert und politische Eseleien richtiggestellt werden. Die unglückselige Herta Däubler-Gmelin beispielsweise sollte, welche Rolle auch immer ihr in der Politik verbleibt, den Mut zur Selbstkritik aufbringen und sich vorbehaltlos entschuldigen. Im Übrigen verdankt die Republik ihr eine überfällige Klarstellung wider Willen: Der "deutsche Weg" hat keine Leitplanken (so treffend ein Kommentator des MDR). Wie die Ministerin aus der Kurve flog, hat vielleicht auf andere Sonderwegsanfällige immunisierende Wirkung.
Doch heiß wird dieser Herbst natürlich nicht nur im deutschen Maßstab. Die Koordinaten der Weltpolitik drohen, wie bereits nach 9/11, ein weiteres Mal zu verrutschen. (Ob der Begriff Drohung hier zu eindimensional, zu defensiv und Status-quo-orientiert ist, weil die Krise sich positiv wenden lässt, müssen die Reaktionen der herausgeforderten Akteure, darunter der deutschen, noch zeigen.