Die Doppelbödigkeit der
Die saudische Außenpolitik bevorzugt es traditionell, hinter den Kulissen im diplomatischen Halbdunkel zu operieren. Umso mehr muss das grelle Licht geschmerzt haben, das am 6. August auf das Königreich fiel: Als der "Kern des Bösen, der Hauptakteur, der gefährlichste Gegner", 1) als Terror-Supermacht schlechthin wurde das Königreich bezeichnet - in einem Strategie-Papier, das ausgerechnet aus dem Pentagon an die "Washington Post" gelangt war. 2) Das Dokument empfahl, dem Königreich die Pistole auf die Brust zu setzen: entweder Saudi-Arabien unterlässt die Unterstützung islamischer Terroristen oder die USA marschieren ein und besetzen die saudischen Ölfelder. Zwar war der Autor, Laurent Murawiec, nur ein externer Berater für das "Defense Policy Board", seinerseits ein rein beratendes Gremium, und diverse US-Regierungsvertreter distanzierten sich auf der Stelle vom Inhalt des Dokuments. Doch viele Beobachter sahen in dem peinlichen Leck nur das letzte von vielen Indizien dafür, dass zwischen USA und dem Königreich ein außenpolitischer Paradigmenwechsel ansteht. 15 der 19 Entführer vom 11. September 2001 kamen aus Saudi-Arabien. Trotz eindeutiger Beweise zweifelte Innenminister Prinz Naif die saudische Beteiligung lange Zeit an. Im AfghanistanKrieg weigerte sich Saudi-Arabien dann, seine Basen für US-Flugzeuge frei zu geben.