Ausgabe August 2003

In Wirklichkeit war 'Multipolarität' nie eine einigende Idee

Rede der Nationalen Sicherheitsberaterin der USA, Condoleezza Rice, in London am 26. Juni 2003 (Wortlaut)

Vor dem Internationalen Institut für strategische Studien (IISS) unternahm Condoleezza Rice den Versuch, die Abkehr der Vereinigten Staaten von der Idee eines "wirksamen Multilateralismus" theoretisch zu begründen: Diese "Theorie der Rivalität, der konkurrierenden Interessen" halte davon ab, "die vor uns liegenden großen Aufgaben zu erfüllen". Sie forderte Europa auf, "gemeinsame Sache gegen die Feinde der Freiheit" unter Führung der USA zu machen und die "Macht im Dienst der Freiheit" zu begrüßen. (Vgl. die Kolumne von William Pfaff im vorliegenden Heft sowie zur Diskussion um Multi- und Unilateralismus den Beitrag von Jochen Hippler in der Juliausgabe.) – D. Red.

Dies ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, vor einer solch herausragenden Gruppe von Denkern zu sprechen – und es auf dem Boden eines der ältesten und treuesten Bündnispartner der Vereinigten Staaten tun zu können, ist eine besondere Ehre.

Ich fühle mich dem International Institute for Strategic Studies persönlich verbunden, weil ich – ebenso wie das Institut – meine Laufbahn mit dem Studium strategischer Waffen und geheimnisvoller Terminologie wie "Wurfgewicht" und "Mehrfachgefechtsköpfen" begonnen habe. Und wie Sie habe ich mich danach anderen Bereichen strategischer Studien zugewandt.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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