Ausgabe Februar 2003

Instrumenteller Multilateralismus und servile Rezeption: der Irak, die USA und Europa

Peter Bender betitelte Anfang der 80er Jahre ein Buch „Das Ende des ideologischen Zeitalters“.1 Es handelt von der Pragmatisierung der Außenpolitik der Großmächte und des Verhältnisses zwischen den Blöcken in den beiden voraufgegangenen Jahrzehnten. Diese Zeit der „normalen Politik“ (Dahrendorf) ist vorbei. Das definitive Ende der Bipolarität und der Aufstieg der USA zur „Hypermacht“ mit globaler power projection hat nicht nur der ökonomischen Globalisierung einen neuen Schub versetzt, sondern eine neue Phase der „außergewöhnlichen Politik“ (ders.) eingeleitet, in der die Verfasstheit und die Spielregeln einer neuen Ordnung erst noch festgeschrieben werden. Ein Merkmal dieser Transformation ist eine partielle Reideologisierung der Konzepte, der Akteure und ihrer Handlungen. Zeiten des Untergangs einer alten und des Ringens um eine neue Ordnung – zusammen mit dem Verlust alter Sicherheiten und dem Auftauchen realer und scheinbarer Möglichkeiten – sind wie schon nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg die Stunde ebenso der „Kassandristen“ wie der „Architekten der Zukunft“. Neu ist auch nicht die konzeptionelle Anspruchslosigkeit einiger erstaunlich einflussreicher Interpretationen und Zukunftspläne.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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