Ausgabe Februar 2003

Legaler Betrug

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind, so erzählen es uns die vereinigten Märchenerzähler seit langem, nicht nur der mächtigste, sondern auch der beste Staat der Welt. Die amerikanische Wirtschaft hatte im letzten Jahrzehnt – wieder einmal – geboomt, Millionen neuer Arbeitsplätze geschaffen, die effektivsten Management-Methoden hervorgebracht und Reichtum unters Volk verteilt – besser als alle anderen.

Zwischenzeitlich hörten wir von den vereinigten Märchenerzählern etwas anderes. Zuvor ereigneten sich die größten Konkurse der bisherigen amerikanischen Geschichte. Enron, Andersen, WorldCom – diese und weitere Bankrotteursnamen gingen um die Welt. „Die Zeit“ und die „Neue Zürcher Zeitung“ sprachen von „Weltkonkurs“ und fragten: „Ist der amerikanische Kapitalismus am Ende?“

Der US-amerikanische Präsident wetterte schließlich an der Wall Street gegen Korruption und Betrug in den Vorstandsetagen von Corporate America. Betrügerische Topmanager würde er, so verkündete er in Anspielung auf andere Feinde der großen Freiheit, jagen, ins Gefängnis stecken und bestrafen.

Das war aber nur ein anderes Märchen aus der Requisitenkammer von Hollywood und Wall Street.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.