Mit ihrer Forderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten treffen Unternehmensvertreter in Deutschland auf breite Zustimmung. So hat man in den letzten Jahren politisch auch einiges getan, um ihnen diese "Bürde" zu erleichtern.
In Japan, das über ähnlich entwickelte, umfassende soziale Sicherungssysteme verfügt und dessen Wirtschaft vielleicht noch etwas mehr lahmt als die deutsche, ist die Absenkung der Lohnnebenkosten absolut kein Thema. Vielmehr erntet man hier große Verwunderung, kommt man auf solcherlei wirtschaftspolitische Diskurse zu sprechen. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Problemwahrnehmungen trotz strukturell und konjunkturell ähnlicher Verhältnisse erklären?
Die Beiträge zur gesetzlichen Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeits- losenversicherung werden auch in Japan zur Hälfte (oder sogar mehr) von den Arbeitgebern getragen. Zwar mag man darin pure Augenwischerei sehen – letztlich kommt es auf die Bruttokosten der Arbeitskraft an –, doch wird diese Kostenverteilung in Japan als gerecht empfunden und nicht hinterfragt, selbst nicht in der akademischen Diskussion.
Nun sind die Beiträge (Arbeitgeberplus Arbeitnehmerbeiträge) zu den gesetzlichen Sozialversicherungen mit 28,3 gegenüber 40,8 % tatsächlich niedriger als in Deutschland (2002).