Ausgabe März 2003

Auf der Bühne des theatralischen Militarismus

Amerika und die wahren Mächte der Welt

In diesen Tagen und Wochen erscheinen die Vereinigten Staaten mächtiger, einflussreicher, durchsetzungsfähiger denn je. Als Präsident der „einzig verbliebenen Supermacht“ kann George W. Bush Ergebenheitsadressen von Staatsmännern wie Aznar, Blair oder Berlusconi entgegennehmen. Wen der Bannstrahl des US-Präsidenten trifft, wie den deutschen Bundeskanzler, von dem rücken nicht wenige ab wie von einem Aussätzigen. Hubert Védrine, Lionel Jospins Außenminister, steigerte die Supermacht zur „Hyperpuissance“. Sein Landsmann Emmanuel Todd, renommierter Demograph und Historiker, sieht das ganz anders. Unter dem Titel „Après L’Empire“ veröffentlichte er im vergangenen Herbst einen „Essai sur la décomposition du système américain“, der seither auf Frankreichs Bestsellerlisten steht. Todd versucht nachzuweisen, dass die USA auf Grund abnehmender, nicht etwa wachsender Stärke handeln, wenn sie „Schurkenstaaten“ brandmarken und bekriegen. Seine Kernthese: „Der demonstrative Militarismus Amerikas, der dazu dienen soll, die militärische Unterlegenheit aller anderen Akteure weltweit vorzuführen, hat schließlich die wahren Mächte der Erde beunruhigt und sie zur Annäherung veranlasst: Europa, Japan und Russland.“ In diesen Tagen erscheint Todds Studie auf Deutsch: „Weltmacht USA.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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