Ausgabe September 2003

Gütesiegel für Multis

Die vergangenen Jahre waren nicht die besten für transnationale Konzerne – zumindest was ihr Bild in der Öffentlichkeit anging. Es gab schwere Tankerunglücke – etwa der "Exxon Valdez" 1989 oder kürzlich der "Prestige" –, Auseinandersetzungen um die Entsorgung von Ölplattformen und die Bestürzung über die verheerenden Arbeitsbedingungen von Menschen in Betrieben der Bekleidungsindustrie. Die betroffenen Marken gerieten zumindest zeitweise in Misskredit. Kritiker forderten international verbindliche Regelwerke für multinational tätige Konzerne. Die Unternehmen selbst hingegen reagierten mit einer ganzen Reihe von Modellen freiwilliger Selbstverpflichtung. Diese Verfahren werden nun zum Teil mit einigem Erfolg propagiert. Reichen sie aus, um eine Orientierung der Unternehmen an ökologischen und sozialen Standards nachhaltig festzuschreiben – oder "picken sich die Unternehmen nur jene Verantwortungsbereiche heraus, in denen es ihnen am wenigsten wehtut, Zugeständnisse zu machen"?1

Das Gütesiegel Social Accountability 8000 – kurz SA 8000 – wurde von einer USamerikanischen Verbraucherinitiative, dem Council on Economic Priorities Accreditation Agency (CEPAA) in Kooperation mit Vertretern der Wirtschaft, von Gewerkschaften und anderen Nicht-Regierungsorganisationen entwickelt.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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