Ausgabe Februar 2004

Universität in Bewegung:

Fünf Tabus in der aktuellen Bildungsdiskussion

In diesen Tagen fällt es schwer, noch an die Reformierbarkeit der deutschen Universitäten zu glauben. So hat in Hessen die jüngste Gesetzesvorlage der Regierung Koch, mit der, wie bei ähnlichen Vorhaben in anderen Bundesländern auch, die Verwaltungsgebühren in der Regelstudienzeit generell erhöht und "Strafgebühren" für Langzeitstudierende eingeführt werden sollen, zu anhaltenden Protesten der Studierenden und zu heftigen politischen Auseinandersetzungen geführt. Dabei gehen sowohl die Gesetzesvorlage als auch der Widerstand an der eigentlichen Problematik völlig vorbei. Im Vergleich zu dem, was in anderen Ländern, wie etwa in der Volksrepublik China oder in den Vereinigten Staaten, an Studiengebühren schon bezahlt werden muss (die Regierung Blair plant Gebühren von jährlich 4000 Euro), dreht sich die hessische Aufregung um ein Taschengeld von 100 Euro pro Jahr. Für Langzeitstudierende sind zudem großzügige Verlängerungen der Regelstudienzeit vorgesehen, wenn sie Elternzeiten nachweisen können oder ihr Studium durch Geldverdienen finanzieren müssen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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