Ausgabe Januar 2004

Von Amerika lernen

Vier Vorschläge zur Hochschulreform

Eine Reformpolitik für die höhere Bildung in Deutschland steht vor zwei großen Herausforderungen. Zum einen muss eine nachhaltige Lösung für die seit Jahrzehnten mangelhafte Finanzierung der Hochschulen gefunden werden. Ein umfassender Vorschlag dazu, der bis heute leider seine Aktualität nicht verloren hat, wurde in einer früheren Ausgabe dieser Zeitschrift präsentiert.1 Zum anderen wird aber auch von vielen Seiten nach einem organisatorischen Neustart einer etwas in die Jahre gekommenen Institution gerufen.

Das ist keine triviale Aufgabe, die mit der einfachen Übertragung von erfolgreichen Konzepten aus anderen Gesellschaftsbereichen zu lösen wäre. Denn Hochschulen stellen organisationsseitig etwas ganz Eigenes dar. Um die Kategorien des Soziologen Talcott Parsons zu benutzen: die Universität gehört nicht zur Sphäre der Ökonomie, sie gehört nicht zur Dimension der Politik, sondern sie gehört zum Treuhandsystem der Gesellschaft.2 In einer Selbstbindung moderner Gesellschaften werden ihre kognitiven Ressourcen durch institutionelle Absonderung sowohl vor der Anfechtung durch die eigennützigen Interessen des Geldes wie vor der Verführung durch eine Unterordnung unter Mehrheitsmeinungen geschützt, bewahrt und entwickelt.

Die Treuhänder-Funktion des Wissenschaftssystems findet international breite Akzeptanz.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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