Ausgabe November 2004

Die soziale Frage des 21. Jahrhunderts

Vom Kapitalismus am Ende der Lohnarbeitsgesellschaft

Die Arbeitsgesellschaft durchläuft eine neuerliche, dramatische Umbruchphase. Der frühe Kapitalismus proletarisierte die Arbeiterschaft, die Lohnarbeitsgesellschaft hob diese Proletarisierung weithin auf. Nun ist sie ihrerseits im Niedergang begriffen; was wir zur Zeit erleben, ist die Krise der "bürgerlichen" Lohnarbeit. Errungenschaften des einstigen Übergangs vom Proletariat zur Lohnarbeiterschaft stehen auf dem Spiel.

Die Differenz zwischen proletarischer Lage und Arbeiterlage kommt gut in der Forderung zum Ausdruck, die bereits Proudhon erhob: "Der Arbeiter", schrieb er 1841, "muss über seinen derzeitigen Lebensunterhalt hinaus in seiner produktiven Arbeit noch eine Garantie für seinen zukünftigen Lebensunterhalt finden, denn die Quelle der Produktion kann versiegen und seine produktiven Fähigkeiten unwirksam werden. Anders gesagt: aus der vergangenen Arbeit muss die künftige Arbeit ständig neu erstehen."1

Der Arbeiter hat Anspruch auf diese Garantien, weil der kooperative Prozess, in den er eingeschaltet ist, einen Reichtum schafft, der in individuellen, rein kontraktlich vereinbarten Lohn-Einheiten gar nicht gemessen werden kann. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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