Der Kommunalverwaltung von Vaxholm im Stockholmer Schärengebiet war offenbar nicht klar, welchen Konflikt sie entfachen würde, als sie im vergangenen Jahr die Baufirma Laval un Partneri beauftragte, ein Schulgebäude zu errichten. Weil sich die Firma aus Lettland weigerte, ihre lettischen Angestellten nach schwedischen Tarifverträgen zu bezahlen, wurde die Baustelle wochenlang von Gewerkschaftern blockiert – bis die Gemeinde den Auftrag kündigte und Laval unverrichteter Dinge wieder abzog. Die Baugewerkschaft Byggnads hatte sich darüber erbost, dass die bis zu 56 Wochenstunden arbeitenden Letten nur einen Bruchteil der Löhne erhielten, die schwedischen Arbeitern zugestanden hätten.
Rückendeckung bekamen die kämpfenden Gewerkschafter von oberster Stelle: Der sozialdemokratische Regierungschef Göran Persson erklärte, es sei das gute Recht der Arbeiter, ihre Tarifverträge zu verteidigen.1 Lohn- und "Sozialdumping" sowie "Billigkonkurrenz" aus dem europäischen Ausland sind schon lange Themen, die seiner Regierung Sorgen bereiten. Zusammen mit dem schwedischen Arbeitgeberverband und dem Gewerkschaftsbund will Persson nun überlegen, wie künftig mit Firmen, die nur vorübergehend in Schweden tätig werden und sich landesüblichen Sozialstandards nicht verpflichtet fühlen, verfahren werden soll, und wie die Freizügigkeit im europäischen Binnenmarkt mit schwedischer Tarifpolitik in Einklang zu bringen ist.