Ausgabe August 2005

Linker Aufbruch?

Auf einmal wollen sie wieder links sein: Die Grünen definieren sich als Bürgerrechtspartei, die auf ein starkes soziales Gewissen und eine Bürgerversicherung setzt. Die SPD erklärt, um die "linke Mitte" kämpfen zu wollen, und ihr Vorsitzender eröffnet eine "Kapitalismuskritik", wie sie von seiner Partei schon lange nicht mehr zu vernehmen war.

Der Linksschwenk zweier Regierungsparteien – ein wahrlich einzigartiges Schauspiel, nicht nur in der bundesrepublikanischen Geschichte. Auch wenn man diese Kurskorrektur begrüßen mag: Sie ist für die Galerie. Nach dem freiwilligen Abdanken Gerhard Schröders – dem seine Partei die Erkenntnis verdankt, dass nicht nur die Übernahme, sondern auch der Rückzug von der Regierungsmacht ein Putsch sein kann – fügen sich SPD und Grüne damit in die selbst verschuldete Unmündigkeit. Ist diese Wende also das "letzte Gefecht" der Regierung Schröder/ Fischer?

Es scheint so. Nach sieben Jahren Regierung ist die Zustimmung für Rot- Grün in der Bevölkerung weitgehend erodiert.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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