Von Pressekonzentration und Selbstgleichschaltung im Zeitungswesen
Dass ausländische Finanzkonglomerate sich für die deutsche Presse interessieren, ist neu. Die Übernahme des Berliner Verlages durch die Finanzgruppe Veronis Suhler Stevenson und die britische Firma Mecom des Medienunternehmers David Montgomery ist deshalb ein erster Schritt in Richtung einer Pressekonzentration, wie wir sie in der Bundesrepublik noch nicht kennen.
Einen ersten Versuch, sich auf dem deutschen Markt zu etablieren, unternahm 1990 der britische Presse-Tycoon Robert Maxwell. Der war aber mehr Zeitungszar als Finanzgenie. Entsprechend wahnwitzig waren seine Transaktionen, weshalb seine expansiven Pläne mit ihm im Atlantik untergingen.
Das Engagement von David Montgomery ist in diesem Land also neu und ungewohnt. Daher ist die Empörung über den Verkauf des Berliner Verlages besonders groß. Und die Angst der Belegschaften von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ übersteigt das in diesem Land übliche Maß; sie ist größer als die Angst, die ohnehin seit der Zeitungskrise nach der Jahrtausendwende herrscht. Der „Kurier“ setzte denn auch das Bild einer Heuschrecke neben das Foto von Herrn Montgomery.
Die englische Tageszeitung „Guardian“ hat dem Verkauf des Berliner Verlags einen längeren Artikel gewidmet, in dem auch diese Heuschrecke aus dem „Kurier“ erwähnt wurde.