Der ehemalige kirgisische Präsident Aksar Akajew wurde bis Mitte der 90er Jahre wegen seiner demokratischen Reformen als "Thomas Jefferson Zentralasiens" bezeichnet. Von diesem Ruf zehrte er lange – wenn auch zuletzt nicht mehr zu Recht. Mehr und mehr häufte Akajew eine enorme Macht- und Kompetenzfülle an und verwandelte das Land in eine Präsidialautokratie, in der die herrschaftliche Selbstbereicherung der Präsidentenfamilie zum Schluss keine Schamgrenzen mehr kannte.
Nun bekam Akajew die Quittung für sein Gebaren. Mit dem Sturm wütender Demonstranten auf den kirgisischen Regierungssitz erlebte der postsowjetische Raum seinen dritten Umsturz in nur 18 Monaten. Die Beseitigung des im zentralasiatischen Vergleich "liberalen" Akajew-Regimes war jedoch, im Gegensatz zu den Revolutionen in Kiew und Tiflis, nicht das Ergebnis langfristiger Planungen, sondern ein Betriebsunfall der Geschichte. So schien die kirgisische Opposition vom Verlauf der Ereignisse ebenso überrascht zu sein wie der nach Moskau geflohene Akajew, der das Land 14 Jahre lang regierte. Die Opposition hatte am 24. März nicht zum Sturz der Regierung aufgerufen, sondern nur eine Protestkundgebung gegen die zuvor manipulierten Parlamentswahlen initiiert. Erst als die etwa 10000 friedlichen Demonstranten durch Akajew-Getreue in wüste Straßenschlägereien verwickelt wurden, begann die Stimmung umzuschlagen.