Ausgabe April 2006

Ackern für die Deutsche Bank

Der Bundeskanzler gibt sich gewohnt optimistisch: „Die Gewinne von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen.“ Das war 1974. Doch gilt dieser berühmte Satz von Helmut Schmidt heute noch, hat er je gegolten?

Zur Erinnerung: Im Februar 2005 kündigte die Deutsche Bank an, trotz hoher Gewinne tausende Stellen zu streichen. Die Ankündigung erzürnt parteiübergreifend die Parlamentarier, Politiker aus SPD und CDU übten pflichtgemäß und oft naiv harsche Kritik an dem Plan. An der Börse dagegen wurden die Sparpläne mit einem Kursplus belohnt. Beide Reaktionen dürfte die Spitze der Deutschen Bank bei ihrem gewagten Schritt in die Öffentlichkeit erwartet haben.

Seit dem Jahrtausendwechsel bestimmt der Abbau von Kosten nicht zuletzt durch den Abbau von Arbeitsplätzen die Strategie des ehemals stärksten Kreditinstitutes Europas. Dabei operiert die Deutsche Bank AG durchaus erfolgreich, der Gewinn vor Steuern stieg seit dem bisherigen Rekordwert 2004 von 2,5 auf über 3,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr rasant an – ein Plus von 53 Prozent – und auch die Dividende für die Aktionäre wird erneut deutlich steigen.1 Ende der 90er Jahre hatte trotz Börsenhausse und rasant steigenden Aktienkursen der Gewinn nur noch wenige 100 Mio. Euro betragen. Den Preis für den Aufschwung seither zahlen die Beschäftigten durch Stellenabbau und durch Outsourcing von Firmenteilen.

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