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Mit dem heutigen Finanzmarkt wird der notwendige sozial-ökologische Wandel nicht gelingen, der Finanzsektor müsse radikal geschrumpft und umgebaut werden, forderte Gerhard Schick in der September-Ausgabe der »Blätter«. Dabei komme es insbesondere darauf an, bei der Zertifizierung von »nachhaltigen« Finanzprodukten neben ökologischen auch soziale Kriterien genauso streng zu berücksichtigen, argumentiert Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Als „nachhaltig“ zertifizierte Finanzprodukte stehen immer wieder in der Kritik, ihrem Anspruch nicht gerecht zu werden. Das neue EU-Nachhaltigkeitslabel, die sogenannte Taxonomie, soll dieses „Greenwashing“ verhindern. Doch seit diesem Sommer hat das Label ein Glaubwürdigkeitsproblem: Im Juli stimmte das Europäische Parlament dem Vorschlag der EU-Kommission zu, Investitionen in Atom- und Gasanlagen als nachhaltige wirtschaftliche Tätigkeit zu klassifizieren. Diese Entscheidung wurde nicht nur von Umweltverbänden, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit als Rückschlag für das europäische Klassifizierungssystem für Nachhaltigkeit gewertet. Die Einstufung von Gas und Atomkraft als „grün“ fördere die fälschliche Klassifizierung von Finanzprodukten als ökologisch nachhaltig und schade dem Ansehen des neuen EU-Nachhaltigkeitslabels, monierten viele Kritiker*innen.