Ausgabe Februar 2006

Das Ende des Kapitalismus

Alles auf Erden findet in den Grenzen von Raum und Zeit statt. Auch der Kapitalismus hat einen Anfang und folglich auch ein Ende. Der Kapitalismus ist historisch. Dies wird jedoch keineswegs allgemein akzeptiert, im Gegenteil. Doch wo kein Ende ist, bleibt der Anfang im Dunkel: Kapitalismus scheint heute zur inneren Natur der Menschen zu gehören, so wie der Stoffwechsel mit der äußeren Natur, als wäre Kapitalismus eine condition humaine. Geriete der Kapitalismus an Grenzen, hörte der Metabolismus auf. Das wäre das Ende der Menschheit, vielleicht sogar des Lebens auf Erden.

Dieses Denkmuster ist keine bloße Spekulation, es charakterisiert einen nach 1989 verbreiteten Diskurs. Das „Ende der Geschichte“ sei erreicht, weil paradoxerweise die moderne kapitalistische Gesellschaft mit ihren sozialen und politischen Institutionen und Prozeduren (formale Demokratie, Markt, Pluralismus) und mit ihren Theorien und Ideologien den Höhepunkt der sozialen Entwicklung des Menschengeschlechts markiere. Sie scheint grenzenlos, ewig und daher geschichtslos zu sein. Eine andere, nicht-kapitalistische Gesellschaft befindet sich außerhalb des Gesichtskreises der Zeitgenossen: „There is no alternative“, lautet Margret Thatchers gedankenlosester und zugleich berühmtester Spruch.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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