Ausgabe Juli 2006

Die Multis aus dem Süden

Anhänger der Dependenztheorie wurden in der jüngeren Vergangenheit zunehmend durch Berichte aus der Welt des Big Bussiness irritiert. Die letzte Forbes-Liste der 476 internationalen Dollar-Milliardäre enthielt beispielsweise zehn Personen aus Indien, acht aus China, 21 aus Lateinamerika, von 33 Russen ganz zu schweigen. Dass es sich dabei nicht bloß um einige neureiche Einzelpersonen handelt, die sich als „Kompradoren“ an die weltweite Ausbreitung des Kapitalismus hängen, zeigt ein Blick auf die Unternehmenslandschaft von Schwellenländern aus dem Süden: Chinesische Konzerne haben allein in den beiden letzten Jahren mehr als 30 Mrd. US-Dollar in internationale Übernahmen investiert. Wer möchte, kann sich heute unter dem Namen „Lenovo 3000“ chinesische Laptops oder Desktops kaufen – nachdem der chinesische Computerhersteller Lenovo 2005 die Personalcomputer- Sparte von IBM übernommen hat. Fünf der zehn größten Reedereien der Welt stammen bereits aus Entwicklungsbzw. Schwellenländern; die Wirtschaftspresse berichtet fast täglich über kleinere oder größere Fusionsfälle, bei denen Unternehmen aus der Ersten Welt von Konzernen der Dritten Welt übernommen werden.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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