Der Planet der Slums ist etwas absolut Neues. Erst seit wenigen Jahren sind wir in der Lage, die globale Dimension der Urbanisierung zu erkennen. So erstaunlich es klingt, aber in den klassischen Sozialwissenschaften – egal ob bei Marx, Weber oder auch in der Modernisierungstheorie aus den Zeiten des Kalten Krieges – ist nirgendwo antizipiert worden, was mit der Stadt in den letzten 30 oder 40 Jahren geschehen ist. Niemand sah das Aufkommen einer großen Klasse voraus, die überwiegend aus jugendlichen Stadtbewohnern besteht, welche keine reguläre Beziehung zur Weltwirtschaft haben und auch keine Chance, jemals in eine solche zu treten. Bei dieser informellen Arbeiterklasse handelt es sich weder um das Lumpenproletariat von Karl Marx, noch um das „Slum der Hoffnung“ voller Menschen, die letztlich Anschluss an die reguläre Wirtschaft finden werden, wie man es sich vor 20 oder 30 Jahren vorstellte. Abgedrängt an die Peripherie der Städte und gewöhnlich ohne Zugang zur traditionellen Kultur dieser Städte stellt diese informelle globale Arbeiterklasse eine präzedenslose Erscheinung dar, die kein Theoretiker vorhersah.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.