Gefängnisrevolten mit Verletzten, Geiseln oder gar Toten gibt es in Brasilien regelmäßig, ohne dass sie dabei große mediale Aufmerksamkeit erregen. Der Gefängnisaufstand vom vergangenen Mai gelangte jedoch nicht ohne Grund sogar in die internationalen Medien, denn er war wesentlich umfangreicher als seine Vorgänger – und sollte in der Tat als gesellschaftliches Warnsignal verstanden werden.
Brasilien ist ein Land der extremen Armut und des extremen Reichtums. Dem brasilianischen Wirtschaftsforschungsinstitut IPEA zufolge wird das Land in seiner ungleichen Einkommensverteilung weltweit nur von Sierra Leone übertroffen. Danach besitzt das eine Prozent an der Spitze so viel wie die 50 Prozent mit dem geringsten Einkommen. 1 Hohe Kriminalität und ihre brutale Bekämpfung sind die Folge. Polizisten, die ihre Waffen auf Passanten anlegen, gehören zum Alltag – nicht nur in São Paulo, und hier insbesondere in der Peripherie, den von Touristen nicht besuchten einkommensschwachen Stadtteilen. Die jüngsten Bilder und Nachrichten aus Brasilien zeigen insofern die unschöne und gern ignorierte soziale Schattenseite Brasiliens.
Am 12. Mai begannen in zahlreichen Gefängnissen des Bundesstaates São Paulo Gefängnisrevolten, die von der kriminellen Organisation Primeiro Comando da Capital (PCC) ausgingen.