Ausgabe Juni 2006

Warum gehört Großbritannien zu Europa?

Warum gehört Großbritannien zu Europa? Ich denke, dass mancher vielleicht ein Wort weggelassen und einfach gefragt hätte: Gehört Großbritannien zu Europa? Aber der Titel ist bewusst gewählt. Ich möchte zunächst eine einfache und kurze, aber doch wichtige epistemologische Vorbemerkung machen. Wenn man die Frage stellt: Warum gehört das Land X oder Y zu Europa?, kann die Antwort nur aus der jeweils eigenen nationalen Geschichte, Erfahrung, Geistestradition kommen.

Würde man beispielsweise fragen: Warum gehört Frankreich zu Europa?, würde vermutlich ein französischer Intellektueller antworten: „Parce que la France sans l’Europe n’est pas la France, et l’Europe sans la France n’est pas l’Europe.“ Er würde vielleicht fortfahren: „Pour tout dire, la France, c’est l’Europe et l’Europe, c’est la France.“1 Diese Antwort wäre gerade für uns Engländer vielleicht nicht völlig ausreichend und überzeugend. Aber wenn genügend Franzosen sie für überzeugend halten, ist die Antwort dann ausreichend? Wenn man fragen würde: Warum gehört Deutschland zu Europa?, könnte man vielleicht mit den Worten des ehemaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher antworten: „Unsere Außenpolitik ist um so nationaler, je europäischer sie ist.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema