Ausgabe März 2006

Besser verdient, besser bedient

Auch nach den familienpolitischen Reformen der vergangenen Jahre ist Deutschland weiterhin zur Gruppe der konservativen Wohlfahrtsstaaten zu zählen. Letztere sind durch eine staatliche Familienpolitik gekennzeichnet, welche die traditionelle geschlechtsspezifische Aufteilung von Erwerbs- und Betreuungsarbeit vorrangig unterstützt. Doch allmählich scheint sich quer durch die Parteien die Erkenntnis durchzusetzen, dass dieses traditionelle Arrangement problematisch ist. Zum einen geht es an den tatsächlichen Wünschen der (potentiellen) Eltern – insbesondere der Mütter – vorbei, für die der gleichzeitige Wunsch nach „Familie“ und Berufstätigkeit häufig ein nicht überwindbares Dilemma darstellt. Zum anderen ist die Dominanz des Allein- oder Haupternährermodells vor allem für Familien in den unteren Einkommensklassen mit einem erheblichen Armutsrisiko verbunden. Im Zentrum der sich allmählich abzeichnenden Konturen der familienpolitischen Vorhaben der neuen Regierung stehen deshalb erstens das „Vereinbarkeits-“ oder „Betreuungsproblem“ und zweitens die explizite Zielsetzung einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern.

Insbesondere in Westdeutschland herrscht in den ersten Lebensjahren der Kinder die elterliche Betreuung – vor allem durch die Mütter – vor, die sich zu diesem Zweck ganz oder teilweise aus der Erwerbstätigkeit zurückziehen.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Bildungspolitik

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.