Ausgabe März 2006

Besser verdient, besser bedient

Auch nach den familienpolitischen Reformen der vergangenen Jahre ist Deutschland weiterhin zur Gruppe der konservativen Wohlfahrtsstaaten zu zählen. Letztere sind durch eine staatliche Familienpolitik gekennzeichnet, welche die traditionelle geschlechtsspezifische Aufteilung von Erwerbs- und Betreuungsarbeit vorrangig unterstützt. Doch allmählich scheint sich quer durch die Parteien die Erkenntnis durchzusetzen, dass dieses traditionelle Arrangement problematisch ist. Zum einen geht es an den tatsächlichen Wünschen der (potentiellen) Eltern – insbesondere der Mütter – vorbei, für die der gleichzeitige Wunsch nach „Familie“ und Berufstätigkeit häufig ein nicht überwindbares Dilemma darstellt. Zum anderen ist die Dominanz des Allein- oder Haupternährermodells vor allem für Familien in den unteren Einkommensklassen mit einem erheblichen Armutsrisiko verbunden. Im Zentrum der sich allmählich abzeichnenden Konturen der familienpolitischen Vorhaben der neuen Regierung stehen deshalb erstens das „Vereinbarkeits-“ oder „Betreuungsproblem“ und zweitens die explizite Zielsetzung einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern.

Insbesondere in Westdeutschland herrscht in den ersten Lebensjahren der Kinder die elterliche Betreuung – vor allem durch die Mütter – vor, die sich zu diesem Zweck ganz oder teilweise aus der Erwerbstätigkeit zurückziehen.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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