Über Nacht ist Kosovo wieder zu einem Thema der Weltpolitik geworden. Doch nicht wegen des Todes von Präsident Ibrahim Rugova oder der Entwicklung vor Ort, sondern aufgrund russischer Ambitionen.
Der russische Staatspräsident Wladimir Putin ging unmittelbar vor dem Außenministertreffen der Kosovo-Kontaktgruppe am letzten Januartag in London in die rhetorische Offensive. Russland will die offensichtliche Entschlossenheit des Westens, die mehrheitlich von Albanern bewohnte serbische Provinz in die Unabhängigkeit zu führen, für eigene Zwecke nutzen. So hat der russische Präsident wiederholt in Aussicht gestellt, dass Moskau die Unabhängigkeit der abtrünnigen Gebiete in den ehemaligen sowjetischen Republiken anerkennen wird, sollte der Westen auf der Selbstständigkeit Kosovos beharren. In Frage dafür kommen Süd-Ossetien und Abchasien in Georgien, Nagorno-Karabach, die armenische Enklave in Aserbaidschan, sowie Transnistrien in Moldawien, wo nach blutigen ethnopolitischen Auseinandersetzungen seit mehr als einem Jahrzehnt die Konflikte ungelöst sind – trotz der Vermittlungsbemühungen der UNO und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE). Zudem brachte der Kremlchef auch die Lage der russischen Bürger in den baltischen Staaten ins Spiel, indem er diese als wesentlich rechtloser darstellte als die Albaner in der Republik Mazedonien.