Ausgabe November 2006

Geschäftsmodelle im Web 2.0

Seit einer im Jahr 2004 vom kalifornischen Trendforscher Tim O’Reilly organisierten Konferenz ist das dort kreierte buzzword „Web 2.0“ in aller Munde – und soll signalisieren, dass nach dem Platzen der Dotcom-Blase Ende 2001 und dem abrupten Zusammenbruch des ersten Hypes in den vergangenen Jahren neue Bewegung in die Nutzung und Kommerzialisierung des Internet gekommen ist.

Das neue Logo ist – zieht man die naive Euphorie ab, die mit derartigen Begriffsbildungen immer einhergeht – keineswegs völlig substanzlos. In sozialer Hinsicht wird damit der Übergang von der lokalen Datenhaltung auf dem PC und der vornehmlichen Nutzung des Internet als Medium zur Informationsbeschaffung hin zur Auslagerung von persönlichen Profilen und Vorlieben, Tagebüchern, Bildern, Videos oder Textbeiträgen ins Netz betont. Die ausgelagerten Daten können dort nicht nur deponiert, sondern auch zusammengelegt, vernetzt, gezielt gesucht, kommentiert und bewertet werden. Ermöglicht werden derartige interaktive Angebote – dies ist der ökonomische Gehalt des Web 2.0 – durch neue, zumeist von einzelnen Personen gegründete Internetunternehmen, die entsprechende Dienste bereitstellen, sowie durch die bemerkenswerte Bereitschaft der überwiegend jugendlichen Nutzer, in großem Umfang persönliche Informationen freizugeben, die von jedem abgerufen werden können.

Dies sind längst keine Randerscheinungen mehr.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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