Das Foto vom Bonner Petersberg wirkt wie eine Reminiszenz an bessere Zeiten: Im Dezember 2001 legten Vertreter des afghanischen Volkes und der internationalen Staatengemeinschaft in Bonn die Grundlagen für das, was gemeinhin als Konzept für Nation-Building, das heißt die Gründung eines neuen afghanischen Staates, bezeichnet wurde.
Fünf Jahre später hat sich vieles verändert: Im Süden sind Taliban und militante Gegner der Regierung erstarkt. Zugleich ist die Popularität von Präsident Hamid Karsai, lange Zeit der Liebling des Westens, auf einem Tiefpunkt angelangt. Einheimische Bevölkerung wie westliche Diplomaten kritisieren sein Zaudern. Man wirft Karsai vor, zu nachsichtig mit Kriegsverbrechern und Drogenbaronen umzugehen. Nach den Mai-Unruhen in der Hauptstadt gab es Putschgerüchte gegen die Regierung, auch Spekulationen über eine Nach- Karsai-Ära.
In der kurzen Eruption der Gewalt im Mai d.J. hat sich nicht nur der Hass auf das rambohafte Auftreten von US-Militärs entladen. Auch internationale Hilfsorganisationen und deren Vertreter waren Ziel von Anfeindungen. Es ist kaum zu übersehen, dass ein Teil der internationalen Akteure bei der Bevölkerung an Vertrauen eingebüßt hat. Während hierzulande Unverständnis und Frustration über die afghanischen Verhältnisse wachsen, mehren sich die Anzeichen, dass internationale Staatengemeinschaft und Hilfsorganisationen mit ihrer Politik zur aktuellen Situation beigetragen haben.