Ausgabe August 2007

Überwachte Kinder

Großbritannien - Vom Wohlfahrtsstaat zum Risikomanagement

Geht es nach den Plänen der Kultusministerkonferenz, wird in der Bundesrepublik im Herbst 2008 ein nationales Bildungsregister eingeführt. In dieser umfangreichen Datenbank sollen weitreichende Informationen über jeden einzelnen Schüler gespeichert werden. Datenschützer warnen bereits vor dem „gläsernen Schüler“ und befürchten, dass sensible Daten missbraucht werden könnten. Denn in dieser Schülerdatenbank sollen alle Kinder mit einer Identitätsnummer registriert und relevante Daten über ihren Lebensweg gesammelt werden – vom Kindergarten über den Schul-, Ausbildungsoder Hochschulabschluss bis zum Einstieg in das Berufsleben. Dabei werden Schulwechsel, absolvierte Abschlüsse, Sitzenbleiben und andere Schulprobleme, Angaben über das Elternhaus, Herkunftsland der Familie, die zu Hause gesprochene Sprache usw. erfasst – vorgeblich mit dem Ziel, vor allem die Probleme der Kinder mit Migrationshintergrund zu analysieren. Datenschützer bezweifeln aber, dass die versprochene Anonymität mittels einer ID-Nummer tatsächlich gewährleistet werden kann, da diesem zentralen Register jahrelang persönliche Bildungsdaten des Schülers zugewiesen werden, die er dann von Schule zu Schule mit sich schleppt und die ihn eindeutig identifizieren. Es sei nicht auszuschließen, dass Daten zweckentfremdet und von den Sicherheitsbehörden genutzt würden, um beispielsweise terrorverdächtige Väter ausländischer Familien aufzuspüren.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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