Ausgabe Mai 2007

Kolumbien: Paramilitärs und Parapolitik

Als „Parapolitik“ wird in Kolumbien neuerdings jenes enge Geflecht zwischen Politik und Paramilitärs bezeichnet, das das Land spätestens seit 2002, dem Amtsantritt von Präsident Uribe Vélez, beherrscht. Bekannt war dieser Sachverhalt schon lange – nun ist er erstmals Gegenstand der öffentlichen Debatten und der Gerichte.

Menschenrechtsorganisationen wie die Kolumbianische Juristenkommission, Amnesty International, Human Rights und viele andere klagen schon seit Jahren die enge Verbindung der mörderischen Paramilitärs mit einflussreichen Politikern an. Selbst der damalige oberste Chef der AUC, des Dachverbandes der paramilitärischen Gruppen Kolumbiens, Carlos Castaño, brüstete sich nach den Parlamentswahlen von 2002 damit, dass nun ein Drittel der Abgeordneten auf Seiten der Paramilitärs stünden. Jeder, der es wissen wollte in Kolumbien, konnte genügend erfahren über diese Zusammenarbeit. Selbst „Semana“, die renommierteste Politik- Wochenzeitschrift des Landes, enthüllte vor Jahren Geheimgespräche zwischen der AUC-Leitung und dem Friedenskommissar des Präsidenten im Zuge des Demobilisierungsprozesses, worin der spätere AUC-Chef Salvatore Mancuso den Staatschef „unseren besten Mann“ nannte. Nur der Präsident selbst und viele der ihn unterstützenden Politiker wussten angeblich nichts davon.

Man kann den kolumbianischen Paramilitarismus auch als die Avantgarde des Staatsterrorismus bezeichnen.

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